Stephan Hentschel aka der Göttliche Zuhälter
Stephan Hentschel – Vom gefürchteten Kiez-Boss zur tragischen Figur
Stephan Hentschel war eine der schillerndsten und zugleich gefürchtetsten Persönlichkeiten der Hamburger Unterwelt. In den 1980er Jahren stieg er zu einer der dominierenden Figuren des Rotlichtmilieus auf. Er galt als charismatisch, skrupellos und durchsetzungsstark – Eigenschaften, die ihm sowohl Respekt als auch Furcht einbrachten. Sein Name war untrennbar mit dem berüchtigten Kiez verbunden, wo er lange Zeit als einer der mächtigsten Luden galt.
Doch Hentschel war nicht nur ein Geschäftsmann im Rotlichtmilieu – er war auch bekannt für seine explosive Art. In einer Dokumentation für den NDR ließ er seinen berüchtigten „Kiez-Klatscher“ auf einen Passanten niederprasseln, eine Szene, die bis heute auf YouTube unter dem Suchbegriff „Kiez-Klatscher“ zu finden ist. Dies festigte sein Image als unberechenbarer, aber respektierter Mann des Kiezes. Seine Zeit auf St. Pauli brachte ihm auch den Beinamen „der göttliche Zuhälter“ ein – eine Mischung aus Ehrfurcht und Ironie, die seine Ausstrahlung perfekt beschrieb.
Mit den Jahren änderten sich die Verhältnisse auf dem Kiez, und Hentschel verlor seinen Einfluss. Nach der Rückkehr aus Tenneriffa, wo er sich nach den Ermittlungen rund um die Ludenmorde aufhielt, schand seine einstige Macht. Er versuchte es nochmal mit einem Nobelsexclub namens Base, was aber als Versicherungsbetrug angelegt war. Schließlich wurde er zum Sofanomaden – er lebte bei Frauen, die einst für ihn gearbeitet hatten, und tingelte von einem Dach über dem Kopf zum nächsten. Trotz seiner Vergangenheit versuchte er später, sich aus dem Milieu zurückzuziehen. Für einen Freund betrieb er mehrere Jahre lang eine Reinigungsfirma, ein Versuch, ein ehrbares Leben zu führen, fernab der Gewalt und Machtspiele von St. Pauli.
Doch ein Ausstieg aus dieser Welt ist selten endgültig. Stephan Hentschel endete schließlich auf tragische Weise. Er erhängte sich im Boxkeller der Ritze. Eine Geschichte, die ebenso faszinierend wie düster ist. Sein Leben steht exemplarisch für den Aufstieg und Fall in einer Welt, die nur wenige wirklich überleben.